Nachhaltige Energie für alle
In Nordrhein-Westfalens zweitkleinster Gemeinde, Dahlem, wurde der „Windpark Dahlem V“ in Betrieb genommen. Neben Windkraft forciert Dahlem den Ausbau von Freiflächen-Photovoltaik und wird ab 2025 einen 100-Megawatt-Batteriegroßspeicher beherbergen.
Mitte August sind in der 4.300-Einwohner-Gemeinde Dahlem im Kreis Euskirchen die letzten drei von insgesamt 21 Windkraftanlagen in Betrieb genommen worden. Die drei Anlagen vom Typ „Enercon E-147 EP5 E2“ weisen eine Nabenhöhe von 155 Metern (m), einen Rotordurchmesser von 147 m und eine Gesamthöhe von etwa 229 m auf. Die Windkraftanlagen können jährlich etwa 39 Mio. Kilowattstunden (kWh) Energie produzieren, womit etwa 12.500 Drei-Personen-Haushalte in Deutschland versorgt werden können. Die Anlagen des Windparks Dahlem V können so bis zu 24.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) einsparen.
Geplant und umgesetzt wurde der Windpark, der sowohl auf privatem Grund der gräflichen Familie Beissel von Gymnich als auch auf Flächen der Gemeinde Dahlem errichtet wurde, von der DunoAir Windpark Planung GmbH aus Trier. Die Planungen für die Errichtung des gesamten Windparks der 21 Anlagen umfasst, starteten 2012 mit einem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats. Die ersten drei Anlagen sind bereits 2013 in Betrieb gegangen, ehe zehn weitere Anlagen im Baasemer Wald im Jahr 2016 in Betrieb genommen wurden. Die Inbetriebnahme der weiteren fünf Windkraftanlagen (Windpark Dahlem IV) hat sich aufgrund von Genehmigungsverfahren und verschiedenen Klagen von Naturschutzverbänden bis ins Jahr 2021 gezogen.
Jan Lembach, Bürgermeister der Gemeinde Dahlem, erklärt: „Mit der Inbetriebnahme des Windparks Dahlem V zeigen wir, wie eine kommunale Energieerzeugung zukunftsfähig und verträglich für Landschaft, Natur, Wirtschaft sowie für die Bürgerinnen und Bürger umgesetzt werden kann. Mit allen umgesetzten und den derzeit in Planung befindlichen Erneuerbaren-Energien-Projekten kann die Gemeinde zukünftig bis zu 100.000 Drei-Personen-Haushalte mit klimafreundlicher Energie versorgen.“
Bau eines 100-Megawatt-Batteriegroßspeichers ab 2025
Im März 2024 hat die Kyon Energy Solutions GmbH aus München die Genehmigung für den Bau einer Speicheranlage in Dahlem erhalten. Die Batteriespeicheranlage, die direkt am Umspannwerk in Dahlem errichtet werden soll, wird eine Leistung von 100 Megawatt (MW) und eine Speicherkapazität von etwa 200 Megawattstunden (MWh) bieten. Der Baubeginn für das Vorhaben ist für das dritte Quartal 2025 geplant, die Inbetriebnahme soll bis Ende 2026 erfolgen.
Batteriespeicher spielen eine entscheidende Rolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien und sind unverzichtbar für das Gelingen der Energiewende. Sie gleichen die natürlichen Schwankungen bei der Stromerzeugung aus Wind und Sonne aus, indem sie Strom bei hoher Einspeisung aus erneuerbaren Energie aufnehmen und bedarfsgerecht, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint, wieder in das Netz einspeisen. So tragen Batteriespeicher zur Netzstabilität bei und ermöglichen eine effiziente Nutzung erneuerbarer Energien. Auch für den Netzausbau sind Batteriespeicher von Vorteil, da sie an strategisch wichtigen Stellen platziert werden können, um Engpässe zu entschärfen und einen ansonsten notwendigen Netzausbau zu vermeiden oder zu verzögern. Sie stellen eine kostengünstige Alternative zum Netzausbau dar. Es ist davon auszugehen, dass der Bedarf an Speicherkapazitäten in den kommenden Jahren exponentiell wachsen wird. Insgesamt sind Batteriespeicher somit ein wichtiger Baustein, um die Energiewende zu beschleunigen und die Stromversorgung zukunftsfähig und belastbar zu machen.
Jan Lembach, Bürgermeister der Gemeinde Dahlem, betont: „Der Batteriegroßspeicher wird mit seiner Speicherkapazität von rund 200 MWh ein weiteres wichtiges Element beim zukunftsfähigen Ausbau der erneuerbaren Energien sein. Mit dem Bau des Speichers in Dahlem setzen wir Standards in der Region und in Nordrhein-Westfalen und haben unseren Auftrag als kleine Gemeinde bei der Energiewende bereits mehr als erfüllt.“
100 Hektar für Freiflächen-Photovoltaik
Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Energiekommune war für Dahlem die Ausweisung von Potenzialflächen für die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen (FF-PV) durch den Gemeinderat. Freiflächen-Photovoltaikanlagen bieten im Vergleich zu den bekannten Aufdach-PV-Anlagen den Vorteil, dass die Module relativ frei und im optimalen Neigungswinkel zur Sonne montiert werden können. Darüber hinaus weisen FF-PV bei verhältnismäßig geringem Flächenverbrauch eine hohe Energieeffizienz auf, da sie im Vergleich zu anderen Energiequellen weniger Platz benötigen, was gleichzeitig zu einer hohen Energieausbeute pro Hektar führt. Der aktuelle Flächenbedarf liegt bei knapp einem Hektar pro MW installierter Leistung. Zudem sind die Anlagen in den meisten Fällen einfacher zugänglich und können besser gereinigt werden. Ein weiterer Vorteil ist die einfache Wiederverwendung der Flächen nach Ablauf der Nutzungszeit einer FF-PV. Die Anlagen können relativ einfach zurückgebaut werden, was zu einer zügigen Weiterverwendung der eingesetzten Flächen führt.
Insgesamt hat die Kommune rund 100 Hektar (ha) als Potenzialflächen für den PV-Ausbau gekennzeichnet, die im Einklang mit Naturschutz- und Landwirtschaftsbelangen stehen. Für die Nutzung der Flächen haben sich bereits acht Interessenten bzw. Projekte gemeldet, deren PV-Vorhaben bereits bewilligt sind und voraussichtlich ab nächstem Jahr starten. Der Gemeinderat hat beschlossen, dass die einzelnen FF-PV-Anlagen maximal 15 ha groß sein dürfen und mindestens zwei Kilometer voneinander entfernt liegen müssen.
PV-Dachanlagen und Batteriespeicher dank Förderung im Gigawattpakt
Als Mitglied des Gigawattpakts hat die Gemeinde Dahlem zudem die Fördermöglichkeiten für den Ausbau von PV-Dachanlagen und Batteriespeichern des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) genutzt. Der Gigawattpakt zielt darauf ab, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Rheinischen Revier bis 2028 auf mindestens fünf Gigawatt zu steigern. Die beteiligten Kommunen, Städte, Gemeinden, Unternehmen und Projektträger leisten spezifische Beiträge, etwa durch Flächenausweisung und beschleunigte Genehmigungsverfahren.
Insgesamt werden in Dahlem sechs kommunale Gebäude mit PV-Dachanlagen und Batteriespeichern aufgerüstet. Als Fördervoraussetzung gilt, dass der erwartete Jahresertrag der geplanten Photovoltaikanlage den prognostizierten Stromverbrauch des kommunalen Gebäudes nicht überschreiten darf. Die prognostizierte Eigenverbrauchsquote muss mindestens 80 Prozent betragen. Das Land NRW unterstützt Städte, Gemeinden und Kreise, die vom Strukturwandel im Rheinischen Revier betroffen sind, zudem bei Planungsleistungen zum Photovoltaikausbau.
Weitere Informationen zum Gigawattpakt und den Fördermöglichkeiten finden Sie unter weiterführenden Links.
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