Drei Personen mit Tafel für Förderbescheidübergabe
©Thomas Kirschmeier

Zukunft aus der Tiefe: Fraunhofer IEG erhält 52 Millionen Euro für Geothermie-Reallabor

12. Juni 2025

Das Fraunhofer IEG errichtet in der Städteregion Aachen mit einer Förderung von 52 Millionen Euro das europaweit einmalige „Reallabor für Geothermie, Geotechnologien und Georessourcen – Geo³“. Im Zuge des Kohleausstiegs sollen mit dem Projekt neue, nachhaltige Wärmequellen erschlossen und gleichzeitig der Strukturwandel im Rheinischen Revier aktiv mitgestaltet werden. Die Forschungen konzentrieren sich dabei auf das Potenzial der Tiefengeothermie für eine klimafreundliche Versorgung von Kommunen und Industrie.

Im Mittelpunkt stehen großflächige geophysikalische Untersuchungen des Untergrunds zwischen dem Autobahnkreuz Aachen und Düren. Ergänzt wird dies durch zwei Tiefbohrungen, die mehrere Kilometer in die Erde reichen, um thermalwasserführende Gesteinsschichten zu erschließen. Die dabei gewonnenen geologischen Daten zu Gesteinsbeschaffenheit, Porosität und Wasserdurchlässigkeit werden öffentlich zugänglich gemacht und durch Workshops sowie Leitfäden praxisnah vermittelt.

Am Standort des ehemaligen Braunkohlekraftwerks Weisweiler entsteht zudem ein Technikum als Forschungszentrum für Georessourcen und Dekarbonisierung. Es bündelt sämtliche Erkenntnisse aus der Untergrunderkundung und dient als Plattform zur Entwicklung marktfähiger Geotechnologien. Erforschungsschwerpunkte sind unter anderem Systeme zur geothermischen Strom-, Wärme- und Kälteerzeugung, die Nutzung des Untergrunds als Energiespeicher sowie CO₂-arme Betriebskonzepte. Ziel ist es, skalierbare und übertragbare Lösungen zu schaffen, die eine breite Anwendung ermöglichen.

Für Nordrhein-Westfalen bildet das Reallabor einen zentralen Baustein im Masterplan Geothermie. Es legt die wissenschaftliche Grundlage für zukünftige Projekte und unterstützt die Nutzung regionaler Wärmequellen. Kommunen und Unternehmen könnten so künftig auf eine verlässliche, wetterunabhängige und nahezu unerschöpfliche Energiequelle zurückgreifen.

Die Gesamtfinanzierung setzt sich aus Mitteln des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen zusammen: 36,54 Millionen Euro fließen über das Investitionsgesetz Kohleregionen, 8,15 Millionen Euro stammen aus dem STARK-Programm des Bundes, ergänzt durch 0,815 Millionen Euro Landesmittel. Für den Aufbau des Technikums stellen Bund und Land gemeinsam weitere 6,5 Millionen Euro bereit. Die Projektlaufzeit beträgt vier Jahre.

Neben dem Fraunhofer IEG sind RWE Power, die Stadtwerke Aachen (STAWAG), die RWTH Aachen und die Ruhr-Universität Bochum beteiligt. Die Infrastruktur steht auch weiteren wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Partnern offen und soll langfristig die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Bereich geothermischer Energiesysteme fördern.

Mit Geo³ setzt das Fraunhofer IEG ein starkes Zeichen für eine nachhaltige Wärmewende. Das Projekt verbindet wissenschaftliche Exzellenz, technische Innovation und praxisnahe Umsetzung – und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Transformation von fossiler Energiegewinnung hin zur klimafreundlichen Nutzung geothermischer Ressourcen.