Neubausiedlung
© Tomas Rodriguez

Ein Quartier als Botschafter der Energiewende

10. September 2025

Wer heute durch die Südstadt von Euskirchen spaziert, entdeckt zwischen grünen Wegen und modernen Gebäudefassaden ein Wohnquartier, das leise, aber wirkungsvoll die Energiezukunft mitgestaltet: die Südstadtgärten. Hier ist in den vergangenen Jahren nicht nur neuer Wohnraum entstanden, vielmehr ist die Siedlung ein gelungenes Beispiel dafür, wie klimafreundliches Wohnen im Alltag funktioniert.

Ein Quartier als Botschafter der Energiewende

Wer heute durch die Südstadt von Euskirchen spaziert, entdeckt zwischen grünen Wegen und modernen Gebäudefassaden ein Wohnquartier, das leise, aber wirkungsvoll die Energiezukunft mitgestaltet: die Südstadtgärten. Hier ist in den vergangenen Jahren nicht nur neuer Wohnraum entstanden, vielmehr ist die Siedlung ein gelungenes Beispiel dafür, wie klimafreundliches Wohnen im Alltag funktioniert.

Früher wurden hier vor allem Pflanzen gezogen. Von der ehemaligen Gärtnerei zeugt nun vor allem noch der Name der Wohnsiedlung – Südstadtgärten. Davon abgesehen hat sich die Anlage zwischen 2022 und Anfang 2024 deutlich gewandelt. Grün ist es nach wie vor, zusätzlich befinden sich nun aber zwölf Mehrfamilienhäuser mit 104 Wohnungen auf dem Gelände. Anfang 2024 stellte die G und S Baukunst GmbH & Co KG mit ihren Gesellschaftern Hartmut Lackner und Jörg Wiskirchen das umfangreiche Projekt nach rund zwei Jahren Bauzeit fertig. Geplant und umgesetzt ist es nach den strengen KfW 55-EE und KfW 40-EE-Standards. Das bedeutet: Der Energiebedarf liegt deutlich unter dem Bedarf herkömmlicher Neubauten. Ein erheblicher Teil des Strombedarfs wurde von Anfang an aus Erneuerbaren Energien gedeckt.

Ein innovatives Energiekonzept

„In den Südstadtgärten erzeugen Photovoltaikanlagen auf den Dächern einen großen Teil des benötigten Stroms für Wärme und Warmwasser“, erklärt Jörg Wiskirchen. „Im Durchschnitt sind das rund 25 Prozent des Jahresbedarfs.“ Das Herzstück der Wärmeversorgung ist dabei ein sogenanntes kaltes Nahwärmenetz mit 35 Tiefenbohrungen à 150 Metern Bohrtiefe. Dabei handelt es sich um ein Rohrleitungssystem, das unbeheiztes Grundwasser oder Erdwärme mit niedriger Temperatur zu Gebäuden transportiert, wo Wärmepumpen daraus Heizwärme erzeugen. So sorgt das System für eine nachhaltige Wärmeversorgung der gesamten Wohnanlage. 

KI-gesteuerte Strom- und Wärmeversorgung 

Die Südstadtgärten sind klimafreundlich aufgestellt. Doch die Macher denken noch weiter. Mit Dr. Thomas Keßeler und Paul Schmitz, zwei Experten im Bereich der Erneuerbaren Energien, hat Jörg Wiskirchen das Start-up Fluxonos gegründet. Ziel ist es, durch eine smarte, KI-basierte Steuerung zentrale Komponenten wie Wärmepumpe, Pufferspeicher und Batteriespeicher über eine digitale Schnittstelle intelligent zu steuern. Dadurch lassen sich Stromverbräuche und Wärmegewinnung in Zeiten niedriger Börsenstrompreise verschieben. „Wir konnten im Pilotprojekt die Verbrauchskosten um circa 30 Prozent senken”, erklärt Wiskirchen. „Das reduziert die Wohnnebenkosten deutlich und dauerhaft.“ Thomas Keßeler betont weitere Vorteile: “Mit unserer Lösung entlasten wir das Stromverteilnetz und senken den CO2-Fußabdruck erheblich.”

Ein Blick in die Zukunft

„Das Besondere an den Südstadtgärten ist nicht nur ihre Technik, sondern ihr Vorbildcharakter“, ist sich Wiskirchen sicher. Mitgesellschafter Hartmut Lackner resümiert: „Wir zeigen, dass nachhaltiges Wohnen kein Kompromiss zwischen Komfort und Klimaschutz sein muss – im Gegenteil: Effizienz, moderne Architektur und Lebensqualität gehen hier Hand in Hand.“ Die in Euskirchen entwickelte Lösung soll auf andere Projekte übertragbar sein und auch dort die Strombeschaffungskosten gezielt senken. Wohnungswirtschaft und Mittelstand können so von den ökologischen und ökonomischen Vorteilen profitieren.

Die Südstadtgärten als Baustein des Gigawattpakts

Im August besuchte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur die Südstadtgärten im Rahmen der Gigawattpakt-Tour. Der Gigawattpakt Rheinisches Revier verfolgt ein ambitioniertes Ziel: Die installierte Leistung zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in der Region bis 2028 mehr als zu verdoppeln – von rund 2,3 Gigawatt im Jahr 2020 auf mindestens 5 Gigawatt bis 2028. Das umfasst nicht nur Windkraft- und Solarparks, sondern auch den konsequenten Ausbau von Photovoltaik auf Gebäuden und die Integration von Speicher- und Wärmetechnologien.

So sind auch die Südstadtgärten ein Baustein der Energiewende im Rheinischen Revier. Ministerin Neubaur stellte anerkennend fest: „Hier haben sich drei Unternehmer zusammengetan und gesagt: Allein sind wir stark, gemeinsam sind wir noch stärker. Genau das treibt den Gigawattpakt voran.“ Die Südstadtgärten zeigen, dass die Ziele des Gigawattpakts nicht nur in Zahlen und Plänen existieren, sondern sich bereits in konkreten Projekten widerspiegeln.

Weiterführende Links