Luftaufnahme in Brühl von Dächern mit PV
©Stadt Brühl

In Brühl kommt die Energie von den Dächern

12. Juni 2025

Weltkulturerbe Schloss Augustusburg und Falkenlust, der Freizeit- und Vergnügungspark Phantasialand – Brühl hat einiges zu bieten. Doch Flächen für Wind- oder Wasserkraftanlagen gehören nicht dazu. Dennoch schreitet der Ausbau der Erneuerbaren Energien zügig voran - die Stadt setzt auf Photovoltaik auf Dachflächen.

Mit ihrem integrierten Klimaschutzkonzept hat sich die Stadt im Rhein-Erft-Kreis ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2045 soll die Treibhausgasneutralität erreicht werden. Seit Jahren verfolgt Brühl den kontinuierlichen Ausbau von Solaranlagen auf städtischen Gebäuden. „Die Geschwindigkeit, die Brühl beim Photovoltaikausbau zwischenzeitlich an den Tag legt, zeigt mir, dass es richtig war, diese Aufgabe in einer speziellen Abteilung, der Abteilung Klimaschutz, zu bündeln“, sagt Dieter Freytag, Bürgermeister der Stadt Brühl. „Wir gehen als Stadt mit gutem Beispiel voran und arbeiten aktiv an der Treibhausgasneutralität. Nebenbei gibt es auch noch einen positiven Effekt für den städtischen Haushalt, indem mit dem Ausbau der Photovoltaikanlagen die Kosten für die Energiebeschaffung in Grenzen gehalten werden.“

Solarausbau auf städtischen Gebäuden

2010 wurde das pyramidenförmige Dach der Gesamtschule mit Photovoltaikmodulen mit einer Gesamtleistung von 5 Kilowattpeak (kWp) bestückt. Der Begriff Kilowattpeak definiert die maximale Leistung von Photovoltaikmodulen unter Standardbedingungen. Inzwischen wurden weitere Solaranlagen auf öffentlichen Bauten installiert: auf den Dächern des Komm-Mit, Lagerhallen des StadtServiceBetriebs, zahlreichen Schulen und Kitas, dem Kinder- und Familienzentrum und sogar an der Mauer des Schießstandes an der Bonnstraße. Ende 2024 summierte sich die installierte Leistung auf 500 Kilowattpeak. Eine Übersicht sämtlicher Anlagen inklusive Leistung, CO2-Einsparung und Fotos sind auf der Website der Stadt zu finden. Hier werden auch die noch geplanten PV-Anlagen vorgestellt und eine Grafik zeigt anschaulich die Gesamtentwicklung der installierten Leistung.

Solarberatung und Energiegenossenschaften im Fokus

Die Dachflächen auf städtischen Gebäuden, auf denen Photovoltaikanlagen installiert werden können, sind begrenzt. Doch in Brühl gibt es noch viele Gebäude, die für Solarpanels geeignet wären. Unter der Überschrift „Photovoltaik für Bürgerinnen und Bürger“ wird auf der Homepage der Stadt umfassend über das Thema informiert. Im Solardachkataster können Hausbesitzer mit wenigen Klicks online ermitteln, ob ihr Dach für eine Solaranlage geeignet ist und wie sie wirtschaftlich betrieben werden kann. Zudem wird auf mehrere Möglichkeiten der Energieberatung sowie der Beteiligung an Energiegenossenschaften hingewiesen.

Schulen mit Batteriespeicher ausgestattet

Doch je mehr Strom über die PV-Anlagen auf den Dächern erzeugt wird, desto wichtiger wird die Frage, wie mit der gewonnenen Energie umgegangen wird. Viele städtische Gebäude decken mit den Solaranlagen auf ihren Dächern bereits einen Großteil ihres eigenen Energiebedarfs. 2024 wurden erstmalig drei städtische Schulen mit Batteriespeichern mit je 10 Kilowattstunden ausgestattet. Dadurch kann in Kombination mit den kleineren PV-Anlagen von 10 bis 20 Kilowattpeak 80 bis 90 Prozent des Eigenbedarfs gedeckt werden. Der Großteil der durch Solar gewonnenen Energie auf städtischen Dachflächen wird allerdings in das öffentliche Stromnetz eingespeist. 

Netzinfrastruktur für dezentrale Stromversorgung

Mit jeder installierten Photovoltaik-Anlage kommt die Stadt Brühl ihrem Ziel der Treibhausgasneutralität einen Schritt näher. Doch der Weg dorthin bringt auch Herausforderungen mit sich, zum einen durch die dezentrale Einspeisung des Stroms von immer mehr Solarpanels, und andererseits durch die Schwankungen bei der Stromerzeugung durch wechselnde Wetterbedingungen sowie sonnenlose Nachtstunden. Damit die Stromversorgung trotzdem problemlos läuft, bedarf es einer darauf ausgelegten Netzinfrastruktur und einer stetigen Überwachung und Steuerung des Netzbetriebes, um Überlastung aber auch Unterversorgung zu vermeiden. „Bisher konnten wir alle Anschlussbegehren für PV-Anlagen in unserem Netzgebiet bedienen“, sagt Sebastian Mies, Projektverantwortlicher bei den Stadtwerken Brühl. „Um möglichen Engpasssituationen in der Zukunft vorzubeugen, beschäftigen wir uns derzeit mit dem Aufbau eines digitalen Netzzwillings. Hiermit können wir über die Simulation Engpässe im Stromnetz erkennen und entsprechende Maßnahmen ableiten.“

Zukunftsperspektive für die Stadt

„Ein nächster Schritt muss es daher auch sein, Energiegewinnung durch Photovoltaikanlagen nicht nur gebäudebezogen zu betrachten, sondern hier auch gesamtstädtisch zu agieren, die Speicherung der Energie wirtschaftlich voran zu treiben und die Nutzung der gewonnenen Energie nicht nur für das Gebäude, sondern auch zum Beispiel für E-Fahrzeuge zu nutzen“, so Freytag. „Bisher wurde die gewonnene Energie überwiegend direkt in den Gebäuden genutzt und überschüssige Energie eingespeist. Hier liegt neben dem weiteren Ausbau der Photovoltaikanlagen weiteres Potential für die Stadt Brühl.“

Brühl beteiligt sich aktiv am Gigawattpakt

Brühl verfolgt konsequent den Ausbau von Erneuerbaren Energien und unterstützt dabei auch Bürgerinnen und Bürger. Die Stadt leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Gigawattpakt. Dieses Bündnis wurde 2022 gegründete und wird durch die NRW-Landesregierung finanziell unterstütz und beratend unterstützt. Der Gigawattpakt ist ein Zusammenschluss von rund 60 Landkreisen, Kommunen sowie Unternehmen und hat sich zum Ziel gesetzt, die Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien bis 2028 auf fünf Gigawatt auszubauen und so die CO2-Emissionen zu senken.

 

Weiterführende Links

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